Onlinedatenbank zum Architekturexport der DDR
Erarbeitet durch die Historische Forschungsstelle des Leibniz-Instituts für Raumbezogene Sozialforschung (IRS) Erkner im Rahmen des zweijährigen Forschungsprojekts Architekturprojekte der DDR im Ausland. Bauten, Akteure und kulturelle Transferprozesse, finanziert von der Gerda Henkel Stiftung.
Projektteam
Prof. Dr. Christoph Bernhardt, Dr. Andreas Butter, Dr. Monika Motylinska
Datenbankdesign
Daniel Burckhardt
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Forschungsansatz
Das 2018 abgeschlossene Forschungsprojekt ging der Frage nach, welche materielle Präsenz die DDR-Architektur im Ausland besaß und welche Motive und Konzepte bei ihrer Entstehung wirksam wurden. Wie setzten sich Architekten und Planer aus einem Land dessen Bauwesen zunehmend von der industriellen Vorfertigung geprägt war, mit den regionalen Kontexten, Strukturen und Bauweisen anderer Länder auseinander? Inwieweit kam eine Schaufensterfunktion für die Leistungsfähigkeit einer realsozialistischen Moderne zum Tragen? Und inwiefern führten Kooperationsbeziehungen, lokale Aneignungsprozesse und Rückwirkungen hier zu einer spezifischen, konflikthaften Qualität der internationalen Architekturproduktion?
Siehe als Überblick den Aufsatz von Andreas Butter, Showcase and window to the world: East German architecture abroad 1949–1990, in: Planning Perspectives, Bd. 33 (2018), S. 249–269. In Kürze erscheint: Andreas Butter u. Thomas Flierl (Hgg.), Architekturexport DDR. Zwischen Sansibar und Halensee (= Gegenstand und Raum, Neue Folge, Bd. 3), Berlin 2022.
Auswahl
Das Spektrum der im Forschungsvorhaben erfassten Projekte reicht von Wettbewerbsbeteiligungen über Angebotsprojekte bis hin zu international koordinierten Großvorhaben. Insgesamt konnten bislang 418 Bauten, unrealisierte Entwürfe, Beratungs- und Vermittlungsleistungen ausgemacht werden. Etwa 400 Namen von beteiligten Planern, Ingenieuren, Architekten und Bildkünstlern sind bekannt. In dieser Datenbank werden 109 der relevantesten und am besten durch Quellenbefunde nachgewiesenen Projekte vorgestellt. Sie sollen für bestimmte Bauaufgaben, Perioden und Regionen repräsentativ sein. Wichtig war, dass die Beispiele einem Land, besser einem konkreten Standort zugewiesen werden konnten. Auch wenn die Darstellung nur gut ein Viertel der bislang bekannten Vorhaben umfasst, wird durch die Auswahlkriterien ein Eindruck über die Breite und die Schwerpunkte des DDR-Architekturexports vermittelt.
Daten
In der Datenbank sind die Standorte, die beteiligten Personen und Institutionen (soweit bekannt), der Planungs- und Realisierungszeitraum, die von der Bauaufgabe bestimmte Typologie erfasst. Vermerkt ist zudem, ob das Projekt realisiert wurde. Bilder aus Beständen unseres Instituts, aus zeitgenössischen Publikationen, staatlichen Archiven und aus Privatbesitz sollen die Charakteristik der Vorhaben visuell vermitteln. Ergänzt wurde die Zusammenstellung durch Fotos vom heutigen Zustand. Aus einer weiteren – internen – Projektdatenbank im IRS Erkner, in der alle, auch die nur durch kurze Erwähnung in den Quellen bekannten, Projekte erfasst sind, können durch Anfrage im Archiv ergänzende Informationen gewonnen werden. Die Datensammlung wird ständig erweitert; Ergänzungen und Korrekturen sind unter andreas.butter@leibniz-irs.de willkommen. Bei der Auswahl der Bilder wurde versucht, alle Rechteinhaber zu ermitteln; für die Fälle, in denen dies nicht möglich war, bitten wir um Rückmeldung der Autoren.
Zugriff
Der Zugriff auf die vorliegende Präsentation kann über eine Liste und über eine interaktive Karte erfolgen. In beiden Fällen ist sowohl eine Gesamtdarstellung der Projekte als auch eine Suche nach Ländern, Personen, Institutionen, Typologien und dem Realisierungsstatus möglich. Da bei den Typologien im Fall von Funktionsmischungen oft Mehrfachnennungen auftreten, wird das jeweilige Objekt bei der Auswahl einer jeden zutreffenden Einzelfunktion aufgerufen.
Die Karte
Auf ihr sind alle Bauvorhaben markiert, so dass geographische Schwerpunkte deutlich werden. Nur in einigen Fällen – wenn eine exakte Zuweisung nicht möglich war – sind sie lediglich der betreffenden Stadt bzw. einem Land zugewiesen. Ausgeführte Projekte finden sich als Dreieck mit der Spitze nach oben, nicht ausgeführte durch ein Dreieck in umgekehrter Position, solche, deren Realisierung offen ist, als Quadrat. Den Bauaufgaben sind Farben zugewiesen; bei mehrfachen typologischen Zuordnungen ist die dominierende dargestellt:
· Stadtplanung: rosa
· Industriebau: blau
· Wohnungsbau: grün
· Repräsentation: braun
· Handel: türkis
· Bildung/Wissenschaft: violett
· Kultur: gelb
· Sport/Tourismus: rot
· Verwaltung: orange
Durch Anklicken des jeweiligen Symbols öffnet sich ein Link zu den Objektdaten und Abbildungen. In der Mehrzahl der Fälle ist die Lokalisierung punktgenau. Durch mehrfaches Klicken neben das entsprechende Symbol kann sich der Betrachter auf ein Satellitenfoto bis auf eine virtuelle Sichthöhe von ca. 1.600 Meter heranzoomen, was in der Regel genügt, um eine Fabrik oder ein Wohngebiet zu erkennen. Bei Einzelbauten, zumal sie nicht selten inzwischen eingewachsen, abgerissen bzw. durch Erweiterungen bis zur Unkenntlichkeit verändert wurden, empfiehlt es sich, zu Google Earth zu wechseln und dort näher an die Objekte heranzugehen. Dort können außerdem über die Funktion „Historische Bilder anzeigen“ frühere Zustände angezeigt werden. Auf diese Weise werden Modifikationen in der Umsetzung der Entwürfe, städtebauliche bzw. landschaftliche Strukturmerkmale und Überformungen nachvollziehbar. Dies lässt Rückschlüsse nicht nur auf das Schicksal der Bauten selbst, sondern auch auf die Geschichte des Landes bzw. der entsprechenden Ortes zu, speziell in Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung.