Umweltprobleme und der Umgang damit waren insbesondere in der Spätzeit der DDR gesellschaftlich und politisch hoch brisante Themen. Doch schon um 1950 erfassten Fachleute DDR-weit eingehend das Ausmaß der Schädigungen unter anderem in Folge des Tagebergbaus – doch die Ergebnisse der mit großem Aufwand angestellten »Landschaftsdiagnose der DDR« wurden von der Staats- und Parteiführung unter Verschluss gehalten.
Begonnen am Institut für Bauwesen der Deutschen Bauakademie (anfangs noch unter Hans Scharoun in dessen letzter Zeit als Institutsdirektor) und geleitet von dem bedeutenden Landschaftsarchitekten Reinhold Lingner, wurden zwischen 1950 und 1952 auf Karten landschaftliche Schäden auf dem Gebiet der DDR erfasst, unter anderem in Bezug auf Probleme bei der Wasserbewirtschaftung und durch industrielle Abgase usw. wie auch durch Bergbau. Ziel war, diese eingehende Schadensdiagnose für umfangreiche Gegenmaßnahmen im Bereich Landschaftsschutz zu nutzen. Doch stieß das Vorhaben schon zum Zeitpunkt der Datenerhebung auf erheblichen politischen Widerstand, wurde noch 1950 unterbrochen und 1952 dank Lingners Beharrlichkeit (siehe seinen Brief an den DDR-Ministerpräsidenten Otto Grotewohl) wenigstens teilweise beendet.
Die Publikation der politisch unbliebsamen Erkenntnisse der Lingner-Gruppe wurde Jahre lang verschleppt, das eigentliche Arbeitsmaterial durfte nur für den Dienstgebrauch genutzt werden und kam daher nur einzelnen Renaturierungsplanungen zu Gute. Heute gilt die Landschaftsdiagnose als in ihrer Zeit einmalige landschaftsgeschichtlich-ökologische Bestandsaufnahme.
Landschaftsdiagnose der DDR, Thema III: Bodengüte – Veränderung der Kulturlandschaft durch den Bergbau, Sachsen (IRS, Wiss. Samml., C_12_02_02-17; mehr Informationen dazu unter DigiPEER) |
Landschaftsdiagnose der DDR, Thema I: Kulturflächen in extremem Ausmaß von Gehölzschutz entblößt, Thüringen (IRS, Wiss. Samml., C_12_02_09-071; mehr Informationen dazu unter DigiPEER) |
Erboster Brief Lingners an Grotewohl vom 28. Januar 1951 (IRS, Wiss. Samml., C_12_1) |