Der Bund der Architekten der DDR (BdA) als Standesorganisation spielte eine wichtige Rolle insbesondere im Bereich fachliche Fortbildung und für informelle Vernetzungen. Seine Führungsebene war insgesamt sehr staats- bzw. SED-treu und der BdA als Ganzes daher bis zuletzt kein reformorientierter Akteur, wie Harald Engler feststellt.
Gerade in den 1980er Jahren gab es jedoch auch innerhalb des BdA einzelne Foren und Netzwerke, in denen die offenkundigen Probleme in Architektur und Stadtplanung der DDR mehr oder weniger stark und offen artikuliert wurden. Wichtig waren möglicherweise nicht zuletzt die (noch kaum erforschten) Untergliederungen des Bundes auf Ebene der DDR-Bezirke. Auch in den jeweiligen Mitteilungsblättern der BdA-Bezirksverbände waren mitunter in einem gewissen Ausmaß durchaus kritische Stimmen zu vernehmen. Der Architekturschriftsteller Wolfgang Kil hat aus Sicht eines Beteiligten die aufmüpfige Aufbruchstimmung Mitte der 1970er Jahre in der jungen Redaktion der Berliner Architektenblätter (babl) beschrieben – wie auch die umgehende Gängelung durch die bestimmenden Verbandsfuktionäre. Die Bezugnahme der Redakteure auf Bruno Flierl als einstigen, auch gemaßregelten Chefredakteur der Deutschen Architektur kam nicht von ungefähr; Kil selbst war später auch am Skandal um eine kritische Ausgabe von form+zweck (1983) beteiligt.
Im BdA-Bezirk Potsdam erschienen zwischen 1981 und 1990 insgesamt etwas über 30 Ausgaben des von der dortigen Pressekommission verantworteten Mitteilungsblatts im Format A 3. Sachte Kritik scheint etwa in der ersten Ausgabe in einem kurzen Veranstaltungsbericht zum Thema innerstädtisches Bauen und Rekonstruktion auf, der einen behutsamen Umgang mit dem baulichen Erbe und eine höherwertige Städteplanung anmahnt. Schon solche Zwischentöne könnten der Anlass dafür gewesen sein, dass das DDR-Kulturministerium vorgab, die Potsdamer Mitteilungsblätter sollten sich darauf beschränken, Veranstaltungen anzukündigen (vgl. den Jahresbericht der Pressekommission für 1984).
Der Austausch zwischen den Bezirksverbänden spiegelt sich in der vollständigen Übernahme eines relativ langen Beitrags von Prof. Kurt Lembcke (Weimar) über die Zukunft des DDR-Wohungsbaus aus dem Mitteilungsblatt des BdA-Bezirks Erfurt in Nr. 27 (1988) des Potsdamer Pendants wider. Lembcke kritisierte darin u.a. weit verbreitete Mängel bei der Qualität neu errichteter Wohnbauten (siehe auch seinen Beitrag auf der BdA-Bundesvorstandssitzung im selben Jahr). Die zunehmende Sensibilisierung der Bevölkerung in Fragen von Architektur und Städtebau, vor allem angesichts der Probleme beim Bauen innerhalb vorhandener Stadtstrukturen, kam beim Treffen der Pressekommissionen der BdA-Bezirksverbände in Suhl 1984 zur Sprache. Mit Blick darauf wurde vereinbart, in den Beiträgen der jeweiligen Mitteilungsblätter gesellschaftlichen und gestalterischen Fragen mehr Raum zu geben; in welchem Ausmaß dies tatsächlich geschah, muss kommenden Forschungen vorbehalten bleiben.
Für die Zurverfügungstellung der Digitaliste sei Steffen Pfrogner (Potsdam) vielmals gedankt.